Die Legal Tribune Online hat derzeit ein Quiz über Mediation und Streitbeilegung auf ihrer Homepage. Das sollten Sie vielleicht mal machen. Ob Sie alle 12 Frage richtig beantworten (bis auf eine habe ich alle richtig gehabt!)?
Leider stelle ich in Gesprächen immer wieder fest, dass zwar das Wort „Mediation“ mittlerweile bekannter geworden ist aber das, was Mediation wirklich bedeutet und beinhaltet, noch herzlich unbekannt ist. Als ich vor ca. 16 Jahren mit meiner Tätigkeit als Mediator angefangen habe, musste ich Mediation noch buchstabieren und interessierten Anrufern erklären, dass wir keine Meditation anbieten. Das hat sich zum Glück geändert. Aber die meisten haben nur eine sehr ungefähre Vorstellung, was Mediation bedeutet und wie eine Mediation abläuft.
Das gilt auch für die Zunft der Rechtsanwälte (zumindest, soweit sie nicht selbst Mediation anbieten). Dort hört man stets dieselben Argumente, nämlich, dass Mediation nicht Neues ist und dass die Anwälte das doch schon immer praktizieren.
In dem ersten Punkt gebe ich gern recht. Mediation ist in der Tat nichts Neues sondern eigentlich eine bereits seit Jahrhunderten praktizierte Methode der Konfliktlösung. Vor allem im asiatischen Raum, wo eine andere Einstellung zu Konflikten vorherrscht, ist Mediation eine uralte Methode.
Das machen Anwälte doch schon immer? Nein, und abermals nein! Unser Rechtssystem und auch die Ausbildung und die Tätigkeit der Rechtsanwälte ist durch den Kampf um das Recht geprägt. Allein die Grundlage, dass es nur die eine richtige Entscheidung geben kann, widerspricht der Grundeinstellung der Mediation. Bei der rechtlichen Bewertung wird auch immer nur die Vergangenheit maßgebend sein und nicht – wie in der Mediation – die Zukunft. Die Kriterien für eine von den Parteien als gerecht empfundene Lösung werden von den Parteien festgelegt und nicht von einem Gesetzgeber oder Richter (wobei natürlich Mediation nicht im rechtsfreien Raum stattfindet, das Recht setzt Grenzen und gibt Anhaltspunkte für die Bewertung der eigenen Verhandlungsposition, mehr aber auch nicht). Interessen spielen beim Recht wenn überhaupt nur eine untergeordnete Rolle, dort geht es um (Rechts-)Positionen. Anders bei der Mediation. Hier ist es Aufgabe des Mediators, die hinter den Positionen stehenden Interessen herauszuarbeiten und zur Grundlage von Konsenslösungen zu machen.
Auch die Kommunikation ist eine ganz andere. Ich spreche nicht von der „gewaltfreien Kommunikation – ich finde bereits diesen Begriff als völlig daneben, als wäre andere Kommunikation gewaltsam. Aber bei gerichtlichen oder außergerichtlichen Verhandlungen verläuft die Kommunikation nur zwischen den Anwälten oder zwischen den Anwälten und den Richtern. Die Parteien haben nur marginale Möglichkeiten, zu Wort zu kommen. Sie werden meist schnell abgewürgt, weill ihre Ausführungen entweder unjuristisch sind, sich mit im juristischen Verfahren völlig überflüssigen Emotionen beschäftigen oder weil der eigene Anwalt befürchtet, sein Mandant sagt etwas „Falsches“. Demnach erstirbt auch die Kommunikatin zwischen den Partein selbst. Ganz anders in der Mediation. Zwar verläuft auch dort oft die Kommunikation über den Mediator, der aber bestrebt ist, den Austausch zwischen den Parteien selbst zu fördern. Er freut sich, wenn die Medianten soweit sind, dass sie ihre Anliegen miteinander diskutieren und der Mediator sich beruhigt zurücklehnen kann.
Diese Unterschiede sollten auch den Juristen bekannt sein (werden) und von ihnen letztlich als Vorteil für die Mandanten (und auch für den Anwalt) entdeckt werden. Dann könnte Mediation öfter angefordert werden, zum Wohl der Beteiligten einschließlich der Anwälte.
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