Grundlage juristischer Entscheidungen ist normalerweise die Vergangenheit. Prozesse werden entschieden, indem geklärt wird, was in der Vergangenheit war, ggfls. durch eine Beweisaufnahme. Juristen gehen dabei davon aus, dass es die eine (richtige) Wahrheit gibt, die herausgefunden werden muss.
Kann man über die Zukunft ausschließlich mit Hilfe der Vergangenheit entscheiden? Das Gericht ist daran gebunden, die Vergangenheit zu erforschen, um dann urteilen zu können. Selbst wenn das Gericht das auf der Vergangenheit fußende Urteil für die zukünftige Beziehung der Parteien für falsch hält, kann es allenfalls einen Vergleich anregen, muss aber letztlich sich an dem, was war, festhalten.
Anders die Mediation. Sicher spielt auch hier die Vergangenheit eine Rolle. Bei der Konfliktdarstellung werden die Konfliktparteien in der Regel ebenfalls auf vergangene Vorfälle eingehen. Spätestens bei der Konflikterhellung wird der Fokus von der Vergangenheit auf die Zukunft gerichtet. Die in der vorangegangenen Phase diskutierten Positionen fußen noch auf der Vergangenheit. Spätestens bei der Frage, welche Interessen, Wünsche und Hoffnungen hinter den Positionen stehen, wendet man sich der Zukunft zu. Es wird nun versucht, eine für die Zukunftsgestaltung tragbare Lösung zu finden.
Hierdurch wird nicht nur der Weg für eine wirklich sinnvolle Lösung bereitet, das gemeinsame Arbeiten an einer für beide Konfliktparteien tragbaren Zukunftslösung baut auch Animositäten und Aggressionen ab.
Nicht nur bei der Mediation, auch bei der anwaltlichen Arbeit sollte man den Mandanten nach seinen Wünschen und Erwartungen für die Zukunft fragen. Mancher Mandant wäre mit seinem Anwalt zufriedener, wenn ihm klar wäre, dass Juristen im Zivilprozess nur die Vergangenheit bewältigen und nicht die Zukunft gestalten.
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