Was macht eigentlich ein Mediator in einem Mediationsverfahren? Diese Frage wird eigentlich oft gestellt aber selten ausgesprochen,

1. Von den Emotionen zur Sachdiskussion
Aufgabe des Mediators ist es, die Konfliktbeteiligten von der emotionalen Verstrickung zu sachlichen Diskussion zu führen. Regelmäßig gehen die Emotionen bei Konflikten je nach Stärke des Konflikts mehr oder weniger hoch. Im Gegensatz zu einem Gerichtsverfahren, bei dem in der Regel Emotionen keine Rolle spielen (dürfen), werden im Mediationsverfahren die Emotionen durchaus an- und ausgesprochen, da nur so möglich ist, wirklich dauerhaft von der emotionalen Eben auf die Sachebene zu wechseln. Der Mediator wird den Beteiligten Raum geben, die Emotionen auszusprechen und dazu beitragen, dass der oder die anderen Konfliktbeteiligten zumindest (an)erkennen, dass der Konfliktpartner diese Sichtweise hat. Wenn die Emotionen ausgesprochen sind und vom anderen (an)erkannt sind, wird der Weg frei, für eine Sachdiskussion, die nicht mehr von nicht ausgesprochenen Gefühlen torpediert wird.

2. Von der Vergangenheit in die Zukunft
Gerichtsverfahren lösen die Fälle (fast) ausschließlich auf der Basis der Vergangenheit. Die Zukunft hat im Gesetz in der Regel keinen Platz. Natürlich hat auch in der Mediation die Vergangenheit ihren Raum. Menschen sind Geschichtenerzähler und Geschichten stammen aus der Vergangenheit. Aufgabe des Mediators ist es aber, die Geschichten in die Zukunft fortzusetzen und herauszuarbeiten, wie eine zukünftige Situation aussehen könnte oder sollte. Auf dieser Basis werden dann Konfliktlösungsansätze (von den Konfliktbeteiligten) erarbeitet. Nur so ist es möglich, unter Anleitung des Mediators von Ansprüchen und Positionen (die auf der Vergangenheit fußen) zu den Interessen (die in die Zukunft weisen) zu kommen.

3. Von der Komplexität zur Struktur
Konflikte sind in der Regel komplex. Aufgabe des Mediators ist es, im Rahmen der Mediation dies Komplexität aufzulösen und die verschiedenen Aspekte des Konflikts zu strukturieren. Etwas ähnliches machen auch die Juristen. Auch sie reduzieren Komplexität, allerdings nur auf die Frage „Wer will was von wem woraus?“. Im Gerichtsverfahren kann dann nur über einen Anspruch (=Position) entschieden werden. Alle anderen Aspekte des Konflikts bleiben außen vor. Der Mediator löst diese Komplexität auf, strukturiert die Positionen und transferiert sie zu Interessen. Hier kann dann Stück für Stück in einer Schleife aus Konfliktdarstellung (Geschichtenerzählen), Konflikterhellung (Aufbruch in die Zukunft), Brainstorming der Lösungsmöglichkeiten und Auswahl der Lösung (durch die Konfliktbeteiligten) abgearbeitet werden, wobei immer der Gesamtzusammenhang im Auge behalten wird und die Teillösungen in der Summe überprüft werden. Hilfsmittel des Mediators bei der Strukturierung ist die konsequente Visualisierung der einzelnen Aspekte und der Lösungswege.

4. Von der indirekten zur direkten Kommunikation
Je nach Intensität des Konflikts fällt es den Konfliktbeteiligten mehr oder weniger schwer, direkt miteinander zu kommunizieren, ohne dass die Gefühle überschwappen und eine Sachdiskussion verhindern. Deshalb wird in der Anfangsphase einer Mediation das Gespräch in der Regel indirekt über den Mediator laufen, das heißt, die Konfliktparteien sprechen mit dem Mediator und nicht unmittelbar mit dem anderen Konfliktbeteiligten. Der Mediator fungiert hier als deutsch-deutscher Übersetzer zwischen den Konfliktbeteiligten. In dem Maße, wie es durch die Versachlichung der Diskussion möglich ist, wird sich die Kommunikation mehr und mehr in einen direkten Austausch zwischen den Konfliktbeteiligten verändern und die Rolle des Mediators wird sich zu der eines Moderators wandeln.