Beim Anwaltsgespräch mit dem Mandanten und noch mehr bei einer Mediation geht es darum, eine gute Beziehung zu dem oder den Gesprächspartner(n) herzustellen. Zur Ausbildung von Mediatoren gehört es unter anderem, wie man ein gutes Ambiente für eine Mediation schafft. Auch Anwälte sollten sich darüber Gedanken machen, da schließlich auch die Mandatsbeziehung auf Vertrauen aufbaut. Und was hat das nun mit dem Moniltelefon zu tun?
Neuere Forschungen haben ergeben, dass allein das Vorhandensein eines Mobiltelefons (es muss noch nicht einmal in der direkten Blickrichtung des Mandanten/Medianden liegen, dazu führt, dass ein weniger gutes Verhältnis zwischen den Beteiligten aufgebaut wird. Andrew Przybylski und Netta Weinstein von der Universität Essex haben dazu mehrere Experimente unternommen. Sie ließen zwei einander fremde Personen sich über ein interessantes Ereignis unterhalten, das sie im letzten Monat erlebt hatten. Bei der einen Hälfte der Probanden lag ein unauffälliges Mobiltelefon auf einem Buch auf einem Schreibtisch außerhalb des direkten Sichtfeldes, bei der anderen Hälfte lag dort statt des Mobiltelefons ein Notizbuch. Sowohl die Qualität der Beziehung als auch die Nähe zum anderen Gesprächspartner wurden bei Vorhandensein des Mobiltelefons als schlechter beschrieben als wenn dort ein Notizbuch lag.
In einem zweiten Experiment wurde die Hälfte der Probanden gebeten, sich über alltägliche Themen auszutauschen und die andere Hälfte über bedeutende Themen. Beide Gruppen wurden dann wieder zur Hälfte in einen Raum mit Mobiltelefon und einem mit Notizbuch gesetzt. Wie zu erwarten war, empfanden die Probanden, die ein bedeutsames Thema besprochen hatten, mehr Empathie, mehr Vertrauen und eine bessere Qualität der Beziehung als die, die sich über alltägliche Themen unterhalten hatten. Bei Alltäglichen Gesprächsthemen machte es auch kaum einen Unterschied, ob ein Mobiltelefon im Raum lag oder nicht. Ging es aber um bedeutsame Themen, so führte das Vorhandensein eines Mobiltelefons zu deutlich geringeren Werten bei Empathie, Vertrauen und Qualität der Beziehung. Dabei hatten viele der Probanden das Mobiltelefon noch nicht einmal bewusst wahrgenommen (Hier finden Sie die Studie).
Also: Wenn Sie zu den Mandanten oder den Medianden eine gute und vertrauensvolle Beziehung aufbauen wollen, lassen Sie Ihr Mobiltelefon oder Smartphone nicht offen herumliegen (auf stumm sollte es ja ohnehin geschaltet sein). Sie werden sehen, dass sie eine bessere Beziehung zu Ihrem Gegenüber aufbauen können.
Ich führe mein (stets auf stumm oder „Blurp“ geschaltetes) Mobiltelefon in einem Brillenetui mit mir – das ist als Beilage auf dem Konferenztisch unverfänglich.