Tag der Mediation – Der lange Weg zur Verständigung – und warum wir nicht aufgeben dürfen

Tag der Mediation – Der lange Weg zur Verständigung – und warum wir nicht aufgeben dürfen

Der 18. Juni wurde vor einigen Jahren von den deutschsprachigen Mediationsverbänden in Österreich, Schweiz und Deutschland zum Tag der Mediation erklärt. Die von uns vorgesehene Veranstaltung in Saarbrücken musste leider ausfallen, da die Anmeldungen die Kosten nicht gedeckt hätten. Dabei ist ein Tag der Mediation oder besser das Verbreiten des Mediationsgedankens dringender als je zuvor.

In Zeiten eines Donald Trump, der unter Dealmaking lediglich versteht, die eigene egoistische Position mit Druck, Drohungen und Macht durchzusetzen, um dann, wenn es im ersten Anlauf nicht klappt, zurückzurudern und einen zweiten Anlauf in derselben Art zu unternehmen und der ausländische Migranten als Tiere bezeichnet (wir als Deutsche sollten wissen, wohin eine derartige Diktion führt). In Zeiten eines Friedrich Merz, der vor den Wahlen politisch Andersdenkende als linke und grüne Spinner bezeichnete, die nicht mehr alle Tassen im Schrank haben, mit der rechtsradikalen AfD seinen Antrag durchdrückt, Jahrelang die Schuldenbremse aus parteipolitischem Kalkül als sakrosankt behandelt, nur um sie dann noch vor seiner Wahl zum Bundeskanzler zu schleifen, weil es ihm nun nützt, der einen eindeutig völkerrechtswidrigen Angriff Israels auf den Iran in der Form begrüßt, dass Israel die Drecksarbeit auch für uns mache. In Zeiten eines Boris Pistorius, der fordert, Deutschland müsse bis 2029 kriegstüchtig (nein nicht verteidigungsfähig) werden. In Zeiten, in denen auf allen Social-Media-Kanälen Hass gestreut wird und ein normaler Diskurs nicht mehr stattfindet.

In diesen Zeiten ist es mehr als dringend nötig, dass der mediative Gedanke des Interessenausgleichs wieder in das Bewusstsein der Menschen rückt. Mediation bedeutet eben nicht, die eigenen Wünsche und Interessen durchzudrücken, koste es was es wolle. De Bono unterscheidet vier Konfliktlösungsstrategien, nämlich Kämpfen, Verhandeln, Problemlösen oder Entwerfen. Kämpfen ist klar gegeneinander, aber auch beim Verhandeln kämpfen zwei Parteien gegeneinander. Deshalb sind das nicht die Arten der Konfliktbeilegung, die wir in einer Mediation anstreben. Es bleiben Problemlösen und Entwerfen, die gemeinsam erfolgen. Beim Problemlösen bleiben wir aber im Problemstatus. Es ist zwar besser als Verhandeln, weil man das Problemlösen als gemeinsame Aufgabe angeht, aber es bleibt bei der Identifizierung und Beseitigung der Problemursachen. Erst beim Entwerfen wissen wir, wo wir hingehen wollen und suchen nach einem gemeinsamen Weg, Das ist das, was wir in einer Mediation auslösen wollen.

Nachhaltige Lösungen kommen nur dann zustande, wenn alle Konfliktbeteiligten das Ergebnis für sich als Vorteilhaft bewerten. Dies kann nicht durch Trumpsches Dealmaking erreicht werden, auch nicht durch Kriege und Gewalt. Diese Erkenntnis sollte sich in den Köpfen unserer Gesellschaft breit machen. Nicht mehr Kampf oder Dealmaking sollte die übliche Art der Konfliktbeilegung (ich scheue mich, hier von Konfliktlösung zu sprechen) sein und den Workflow aller Konfliktbeteiligter bestimmen.

Daran arbeite ich, seit ich 1996 meine Ausbildung als Mediator beendet habe. Mir war bewusst, dass dies ein langer Weg sein würde. Ich habe aber nicht vorausgesehen, dass dieser Weg so lang sein würde und vor allem, dass wir uns nunmehr in einer Stimmung weltweit befinden, die eher einen Rückschritt darstellt. Deshalb muss die Verbreitung nicht nur auf den Tag der Mediation am 18. Juni beschränkt bleiben. Alle Mediator*innen sind aufgerufen, den Gedanken einer friedlichen interessengeleiteten Konfliktbearbeitung Tag für Tag zu verbreiten.

Gerfried Braune

Assessor jur. & zertifizierter Mediator Ringstr, 49, 66130 Saarbrücken, Telefon +49 6893 986047 Fax +49 6893 986049, Mobil +49 151 40 77 6556

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