Wie das Journal der American Bar Association (ABA) berichtet, misslang offenbar in Manchester (Tennessee) eine Trennungs- und Scheidungsmediation in einem Anwaltsbüro. Jedenfalls verließ die Ehefrau eines Arztes die Mediationssitzung und streckte anschließend ihren Noch-Ehemann von hinten mit 7 Schüssen nieder, wobei 4 Schüsse den Ehemann trafen und lebensgefährlich verletzten. Die Ehefrau meinte, dass der Ehemann und dessen Freundin sie gemobbt und drangsaliert hätten.
Interessant sind die Empfehlungen in den Kommentaren zu diesem Artikel des ABA Journals. Auch wird Mediation in den USA von Anwälten ausgeübt, die kaum eine Ausbildung dazu haben (oft nur ein Wochenendkurs).
Wenn häusliche Gewalt im Spiel ist, werden bei uns die überwiegende Anzahl der Mediatoren eine Mediation ablehnen, da ein selbstbestimmtes Handeln der Medianden unter solchen Bedingungen kaum gegeben ist. In den USA sieht man das offenbar anders. Deshalb dort die Tipps, wenn der Verdacht auf Gewaltanwendung besteht:
- Getrennte Wartezimmer für die Medianden
- Für entsprechendes Personal sorgen, das mit solchen Situationen umgehen kann
- Die Medianden bitten, ihre Waffen im Sekretariat zurückzulassen
- Fähigkeiten erwerben, mit Drohungne umzugehen
- Fähigkeiten erwerben, mit offensichtlicher Gewalt umzugehen
- Medianden nach der Sitzung zum Auto begleiten
- Für gestaffelte Abfahrtszeiten sorgen
- Trainieren Sie selbst und ihr Personal im Umgang mit Gewalt
- Vereinbaren Sie stattdessen Telefon/Skype-Sitzungen
Toll! Das habe ich den angehenden Mediatoren in den Ausbildungslehrgängen noch nicht beigebracht. Wenn zumindest ein(e) Streitbeteiligte(r) soviel Aggression in sich trägt, dass er Gewalt in dieser Form anzuwenden bereit ist, hat doch jegliche Verhandlung ohnehin keinen Sinn, geschweige denn eine Mediation, in der die Medianden sich gegenseitig verstehen sollen und zu einem Konsens kommen wollen.
Kommentar verfassen