Auch im Jahre 2018 wurde der Roland-Rechtsreport veröffentlicht. Für die Mediatorin und Mediatoren ist immer interessant, wie bekannt Mediation ist.
Seit dem ersten Erscheinen des Roland-Rechtsreports wurde dort immer wieder überprüft, welchen Bekanntheitsgrad die Mediation erreicht hat. Immerhin hat das Meinungsforschungsinstitut im Jahre 2017 nun herausgefunden, dass 73 % der Bevölkerung der Bundesrepublik Deutschland über 16 Jahren schon einmal von Mediation gehört haben. Nur 27 % erklärten, dass sie hiervon zum ersten Mal hören. Die Frage lautete: „Wenn man bei einer rechtlichen Auseinandersetzung nicht mehr weiterkommt, gibt es neben dem Gerichtsverfahren auch die Möglichkeit der sogenannten Mediation. Dabei versuchen die beiden Streitparteien mithilfe eines unabhängigen Vermittlers, eines sogenannten Mediators, gemeinsam zu einer Konfliktlösung zu kommen. Haben Sie von der Möglichkeit der Mediation schon einmal gehört, oder hören Sie davon jetzt zum ersten Mal?“
Hierbei muss man aber feststellen, dass der Bekanntheitsgrad von Mediation in höheren Bildungsschichten mit 87 % wesentlich höher ist als in einfachen (60 %) oder mittleren (72 %) Bildungsschichten.
Etwa die Hälfte der Befragten glauben, dass mit ein Mediationsverfahren viele rechtliche Auseinandersetzungen beigelegt werden können (49 % der Bevölkerung insgesamt und 52 % derjenigen, die schon einmal von Mediationsverfahren gehört haben).
Leider wird von Anbeginn des Rechtsreports nicht danach gefragt, wer von den befragten Mediation schon einmal in Anspruch genommen hat bzw. an einem Mediationsverfahren beteiligt war. Ich befürchte, das wären niedrige einstellige Prozentzahlen. Wie bereits mehrfach festgestellt wurde, geht die Wertschätzung von Mediation und deren tatsächliche Inanspruchnahme zahlenmäßig weit auseinander. Bis heute ist es den Mediatoren und Mediatoren offensichtlich nach wie vor nicht gelungen, die Vorteile der Mediation in tatsächliche Aufträge umzumünzen. Dies mag nicht zuletzt auch daran liegen, dass eben nur wenige Personen tatsächlich Erfahrung als Beteiligte an einem Mediationsverfahren haben. Ganz anders beim Gerichtsverfahren. Dort war nach dem Roland-rechts Report immerhin jeder Vierte in den letzten zehn Jahren an einem Gerichtsverfahren beteiligt, sei es als Partei oder als Zeuge. Zudem kennen viele (oder besser glauben zu kennen) den Ablauf eines Gerichtsverfahrens aus zahlreichen Fernsehsendungen. Mediation kommt im Fernsehen leider so gut wie gar nicht vor, nicht zuletzt deshalb, weil Mediation nicht so spektakulär am Bildschirm darzustellen ist wie ein Gerichtsprozess.
So geht leider an vielen Personen völlig vorbei, dass die Ergebnisse eines Mediationsverfahrens für alle Beteiligten wesentlich befriedigender sind als das Urteil im Prozess. Ebenso ist wohl weniger bekannt, dass ein Mediationsverfahren viel schneller zu einem Ergebnis kommt als ein Gerichtsverfahren. Das Gerichtsverfahren zu lange dauern, ist immerhin 83 % der Bevölkerung bekannt, ebenso sind 77 % der Meinung, dass die Gerichte überlastet sind.
Immerhin 66 %, also zwei Drittel der Bevölkerung, meinen, dass derjenige, der sich einen bekannten Anwalt leisten kann, bessere Chancen auf ein günstiges Urteil habe. Ich persönlich halte diese Auffassung für Unsinn. Gleichwohl wäre dies doch ein weiteres Argument für Mediation. Gleiches gilt für die Auffassung der Mehrheit der Bevölkerung (55 %) dass die Gesetze in Deutschland viel zu kompliziert seien, sodass man sie als normaler Bürger überhaupt nicht verstehen könne. Auch hier könnte Mediation Abhilfe schaffen, indem man die individuellen Gerechtigkeitsvorstellungen der Medianden berücksichtigt.
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