Das Thema habe ich der amerikanischen Mediatorin Tammy Lenski von deren Blog geklaut.
1. Ich kann in meinem eigenen Leben nicht sehr gut mit Konflikten umgehen
Natürlich ist es einfacher, als emotional weitgehend Unbeteiligter mit dem Konflikt Anderer umzugehen. Jeder Therapeut weiß, dass er sich selbst nicht therapieren kann. Ähnlich ist es im Bereich der Konfliktbearbeitung. Aufgrund der eigenen emotionalen Verstrickung fehlt die notwendige Distanz zum Geschehen, um die eigenen Gefühle und auch den Sachkonflikt zu lösen. Auch bei mir ist es so. Wenn meine Frau und ich uns streiten, geht es meist wenig mediativ zu, obwohl wir beide als Mediatoren tätig sind. Zwar nagt es durchaus an der Mediatorenehre, dass man die eigenen Konflikte nicht so gut lösen kann, wie man es sich eigentlich wünscht. Das mag auch dazu führen, dass ein Streit dann doch etwas schneller beigelgt wird, als bei manchen Nicht-Mediatoren. Es ist aber gut – und da stimme ich Tammy Lenski zu – selbst wieder zu erleben, wie man sich in einem Konflikt fühlt. Das hilft, auch in der Tätigkeit als Mediator die Medianden zu verstehen. Ein Mediator, der die Konflikte im eigenen Leben nicht so perfekt lösen kann, kann daher durchaus ein sehr guter Mediator sein.
2. Ich bin nicht wirklich neutral
Die Neutralität des Mediators ist ein zentraler Punkt in der Mediation und wird auch in jedem Lehrbuch über Mediation und jeder Erklärung von Mediation besonders betont. Das ist prinzipiell auch richtig. Tatsächlich sind Mediatoren nicht zuletzt Menschen und es lässt sich auch nicht vermeiden, dass dem Mediator vielleicht der eine Mediand sympathischer ist als der andere oder der eigenen Denkweise oder den eigenen Werten näher steht und man ihn daher besser verstehen kann. Das ist normal und ich weise auch in meinen Mediatorenausbildungen immer darauf hin, dass kein Mediator es schafft, hundertprozentig neutral zu sein. Neutralität ist eine immerwährende Aufgabe an den Mediator. Er muss immer wieder überprüfen, ob er neutral ist oder sein kann. Man muss sich als Mediator lediglich darüber bewusst werden und Bewusst sein, in welchem Ausmaß man in der konkreten Situation nicht ganz neutral ist und muss das auch ausgleichen bzw. sich in dem Bewusstsein neutral verhalten. Nur ein Mediator, der sich selbst auch eingesteht, in dem einen oder anderen Fall, in der einen oder anderen Situation nicht neutral zu sein, kann ein guter (und neutral handelnder) Mediator sein.
3. Manchmal weiß ich nicht, was ich tue
Das hört sich schlimm an. Es gibt Mediationssitzungen, da funktioniert alles nach Plan und man geht als Mediator mit dem Gefühl aus der Sitzung, alles perfekt gemacht zu haben. Es gibt aber auch Sitzungen, da hangelt man sich durch die Kommunikation und hat manchmal keinen blassen Schimmer, wie man den Knoten lösen kann. Auch das ist normal. Wir haben es mit Menschen zu tun und sie reagieren eben nicht immer nach Plan. Die Erfahrung, dass die Kommunikation nicht so abläuft, wie wir es als Mediatoren gewünscht haben, hält uns einmal davon ab, uns selbst zu sehr von unseren Vorstellungen über die Anderen leiten zu lassen. Es ist die wichtigste Eigenschaft des Mediators, offen zu sein für alles, was uns die Medianden offenbaren und nicht nach unseren Vorurteilen zu selektieren. Genau daran werden wir erinnert, wenn wir meinen, in einer Mediationssitzung auf hoher See den Kompass verloren zu haben. Zum anderen führt das auch dazu, dass wir ermahnt werden, wirklich zuzuhören, auf das, was die Mandanten sagen. Es zeigt uns auch, dass wir den Auftrag der Mediation ernst nehmen, nämlich den Medianden zu ermöglichen, wirklich eigene Lösungen zu finden.
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