Mediation beinhaltet keine Garantie für den Erfolg. Das mag trivial klingen, es ist aber sowohl wichtig für den Mediator (oder die Mediatorin) selbst als auch für die Konfliktbeteiligten, sich desses bewusst zu sein. „Piep, piep, piep, wir haben uns alle lieb!“ ist nicht das Motto der Mediation.Mediation will handfeste Konflikte lösen und nicht mit dem süßlichen Brei der falsch verstandenen Nächstenliebe verkleistern. Als Mediator muss ich darauf achten, dass auch nicht zwischen den Zeilen ein irgendwie gearteter Druck aufgebaut wird, sich (irgendwie) zu einigen. Ziel eines Mediationsverfahrens ist (im Idealfall) eine konsensuale Lösung und – wenn diese nicht möglich ist – doch ein Kompromiss, der aber nicht unter Einigungsdruck geschlossen wird (wie es bei den Gerichten vielfach üblich ist) sondern auf einer Erkenntnis der Realitäten, Möglichkeiten und eigener Interessen beruht.

Freiwilligkeit ist ein zentrales Prinzip der Mediation. Freiwilligkeit schließt aber Einigungsdruck oder gar -zwang aus. Es ist daher Aufgabe des Mediators, diesen Druck zum Kompromiss zu vermeiden bzw. ihm aktiv gegenzusteuern. Aufgabe des Mediators ist es daher auch, die Möglichkeit der Nichteinigung als reale Möglichkeit ohne Abwertung in die Diskussion der Lösungsoptionen einzubeziehen (insofern ist auch die Überschrift unkorrekt: Die Nichteinigung ist eine Lösungsoption und kein Scheitern). Die Vor- und Nachteile der Nichteinigung sind daher als eine der Lösungsoptionen genauso wie bei allen anderen Lösungswegen gegeneinander abzuwägen, und zwar von jedem der Konfliktbeteiligten unter Berücksichtigung der eigenen Interessen.

Diese wertfreie Einbeziehung der Nichteinigung als eine von vielen Optionen macht sowohl den Mediator freier in der Führung der Mediation als auch die Konfliktbeteiligten. Nur so ist es möglich, eine für alle Beteiligten befriedigende und vor allem auf freien Stücken beruhende Vereinbarung zu erzielen – oder auch nicht, siehe Überschrift.