Ja so kann es gehen. Eine Sachverständige, die bei mir eine Ausbildung zur Mediatorin absolviert hat, war beauftragt in einer festgefahrenen Auseinandersetzung zwischen Auftraggeber und Handwerker ein Sachverständigengutachten zu erstellen. Der Auftraggeber (sowohl für den Handwerker als auch für das Gutachten) besah sich die Visitenkarte der Sachverständigenmediatorin genau. Als sie dann vorschlug, zu versuchen, den Konflikt im Wege der Mediation zu lösen, erhielt sie von dem Auftraggeber die Antwort: „Mit dem setze ich mich doch nicht auf ein Handtuch!“
Die Sachverständige musste erst einmal erklären, dass Mediation etwas anderes ist als Medi-t-ation. Sie hat anschließend auch ihre Visitenkarte nochmals kritisch überprüft, ob die Druckerei nicht vielleicht doch das „t“ in Mediation eingeflickt hatte. Das war aber nicht der Fall.
Was lernen wir daraus? Entweder hat der Kunde die Visitenkarte nicht wirklich gelesen und Medi-t-ation statt Mediation gelesen. Oder aber, es besteht nach wie vor Aufklärungsbedarf über Mediation. Ich denke, das ist nach wie vor der Fall. Auch wenn Umfragen ergeben, dass 68 % der Bundesbürger bereits von Mediation ohne t gehört haben (siehe Roland Rechtsreport 2015, Seite 21), so zweifle ich an der wirklichen Kenntnis darüber, was Mediation ist und was sie kann. Davon ging wohl auch das Institut für Demoskopie Allensbach aus, die die Umfrage entworfen und durchgeführt haben. Denn die Frage „Glauben Sie, dass man mit einem solchen Verfahren viele rechtliche Auseinandersetzungen beilegen kann, oder sind Sie da skeptisch?“ stellten sie erst, nachdem sie den Befragten folgende Kurzbeschreibung von Mediation vorgelegt hatten:
- Die Teilnahme am Mediationsverfahren ist freiwillig.
- Die beiden Streitparteien versuchen mithilfe eines unabhängigen Vermittlers, eines sogenannten Mediators, gemeinsam zu einer Konfliktlösung zu kommen.
- Die beiden Streitparteien wählen den Mediator gemeinsam aus.
- Der Mediator unterstützt die beiden Streitparteien lediglich bei der Suche nach einer Konfliktlösung, er trifft selbst keine Entscheidungen und schlägt keine möglichen Lösungen vor.
- Die gemeinsam gefundene Lösung beruht auf der Einigung der beiden Parteien.
Es gibt daher noch viel zu tun auf dem Feld der Information der Menschen über Mediation. Einen schönen Beitrag über die 10 Irrtümer über Mediation finden Sie hier.
Ach so: Sie müssen sich bei einer Mediation natürlich nicht mit dem Konfliktpartner auf ein Handtuch setzen und „Omm“ machen!
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