Die Natur der Aporie

Eine Aporie entsteht, wenn zwei gegensätzliche Behauptungen oder Interessen vorliegen, die beide ihre Berechtigung haben und voneinander abhängig sind. Nach Schwarz ist eine Aporie ein Zielkonflikt, der durch drei Eigenschaften gekennzeichnet ist12:

  1. Zwei widersprüchliche Behauptungen oder Interessen, die beide wahr bzw. berechtigt sind.
  2. Beide sind voneinander abhängig; nur wenn die eine Behauptung wahr ist, kann es auch die andere sein und umgekehrt.
  3. Es gibt keinen offensichtlichen Weg, diesen Widerspruch aufzulösen.

Konfliktlösungsstrategien nach Schwarz

Der Weg zum Konsens

Um bei einer Aporie zu einem Konsens zu gelangen, ist es wichtig, die gegensätzlichen Positionen nicht als unvereinbar zu betrachten, sondern als Ausgangspunkt für einen Dialog. Hier sind einige Schritte, die helfen können:
  1. Verstehen: Zuerst muss man die Natur der Aporie verstehen und anerkennen, dass beide Seiten ihre Gültigkeit haben.
  2. Kommunikation: Offene Kommunikation zwischen den Parteien ist entscheidend, um die zugrunde liegenden Interessen und Bedürfnisse zu verstehen.
  3. Kreativität: Manchmal erfordert die Lösung eines Zielkonflikts kreative Ansätze, die über das übliche Schema von Gewinnen und Verlieren hinausgehen.
  4. Integration: Statt eines Kompromisses, bei dem beide Seiten Zugeständnisse machen, sollte eine integrative Lösung angestrebt werden, die die Interessen beider Seiten berücksichtigt.
  5. Mediation: Ein neutraler Dritter kann helfen, die Kommunikation zu erleichtern und neue Perspektiven einzubringen.

Die Welt ist voller aporetischer Konflikte

Die Aporie widerspricht dem üblichen Schwarz-Weiß-Denken und der (westlichen) Logik. Tatsächlich ist die Welt voller aporetischer Konflikte. Der Gaza-Konflikt stellt ganz klar eine Aporie dar. Selbstverständlich ist der Überfall der Hamas ein nicht zu rechtfertigender Terror-Akt. Schaut man sich aber die Geschichte Palästinas im und nach dem zweiten Weltkrieg an, so ist es nicht möglich zu entscheiden, wer Recht hat. Auf der einen seite sind die jüdisch(-stämmigen oder -gläubigen), denen Seitens der britischen Mandatsverwaltung seinerzeit ein Zufluchtsort zugestanden wurde und die nun seit mehr als 70 Jahren dort wohnen und den Staat Israel in mehreren Kriegen gegen Angriffe verteidigen mussten. Auf der anderen Seite sind die Palästinenser, die im Staat Israel Menschen zweiter Klasse sind und sowohl im Gazastreifen als auch auf den Westbanks unterdrückt werden. Da sind auf der einen Seite die Siedler, die sich einfach im Bereich der Palästinenser Grund und Boden aneigenen und rechtswidrig Siedlungen errichten, da sind auf der anderen Seite palästinensische Terroristen, die immer wieder Menschen umbringen oder verletzen und eine palästinensische Verwaltung, die den Staat Israel partout nicht anerkennen will. Da sind auf der anderen Seite Militäraktionen der israelischen Armee, die auf der palästinensischen Seite immer wieder Opfer verursachen. Das gilt auch für den jetzigen Krieg. Selbstverständlich darf sich Israel verteidigen. Aber geht die jetzige Militäraktion nicht weit über Verteidigung hinaus, wenn zigtausende zivile Opfer zu beklagen sind. Ja, die Hamas nutzt die Zivilbevölkerung als Schutzschild. Aber werden nicht viele Palästinenser radikalisiert angesichts des Vorgehens der israelischen Armee? Gelingt es Israel, die Hamas zu zerschlagen, wird es neue Terroristen geben.

Mit Schwarz-Weiß-Denken kommt man hier nicht weiter.

Fazit

Aporien nach Gerhard Schwarz fordern uns heraus, über traditionelle Konfliktlösungsstrategien hinauszudenken und Wege zu finden, wie aus scheinbar unvereinbaren Positionen ein Konsens erwachsen kann. Durch Verständnis, Kommunikation und Kreativität können wir lernen, Aporien nicht als Sackgassen, sondern als Chancen für Wachstum und Entwicklung zu sehen.
Dieser Blogpost bietet einen Einblick in die komplexe Welt der Aporien und zeigt auf, dass es trotz großer Herausforderungen möglich ist, zu einem Konsens zu kommen. Möchten Sie mehr über dieses Thema erfahren oder haben Sie spezifische Fragen? Teilen Sie Ihre Gedanken und Fragen gerne in den Kommentaren.